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Editorial

20 Minuten mit Rebel Wilson und Charlotte Gainsbourg

Hollywood-Star Rebel Wilson und die französische Schauspielerin Charlotte Gainsbourg waren im Rahmen des Zurich Film Festivals zu Gast im Dolder Grand. Diese acht Fragen geben Einblicke in die vergangenen Jahre von Charlotte, die auf dem diesjährigen Festival mit dem Goldenen Auge ausgezeichnet wurde, und zeigen auch eine andere, ernstere Seite von der sonst so humorvollen Rebel.

By The Dolder Grand Oktober. 03, 2022

Im Interview

Ihr erster gemeinsamer Film «The Almond and the Seahorse» feiert am Zürich Film Festival Weltpremiere. Der Film thematisiert auf bittersüsse Art und Weise die ganz grossen Themen des Lebens. Es geht um Schicksalsschläge, die grosse Liebe, Verlust und das Überwinden von Grenzen, also Themen, mit denen jeder Mensch irgendwann in Berührung kommt. Hat Sie das an der Geschichte gereizt?

Rebel Wilson: Ja, der Film thematisiert in der Tat grosse und auch wichtige Lebensthemen. Im Kern geht es um ein Schädel-Hirn-Trauma, das ich erleide und einen damit verbundenen Gedächtnisverlust. Und natürlich geht es um gebrochene Herzen und grossen Schmerz, den alle Charaktere demzufolge haben. Als ich das Skript las, war ich gleich tief berührt. Es war wunderschön geschrieben, sehr bewegend. Ich habe beim ersten Lesen sofort geweint und gesehen, dass das eine wunderbare Geschichte ist. Gleichzeitig war ich überrascht, dass die Produzenten bei einem solchen Stoff an mich gedacht haben. Aber ich bin sehr glücklich, dass sie es getan haben.

Charlotte Gainsbourg: Auch ich war sehr bewegt von der Geschichte. Zudem bin ich ein grosser Fan von Rebel, und mit ihr eine solche Geschichte zu realisieren hat mich sofort begeistert. Die Dreharbeiten fanden mitten in der Pandemie statt, was nicht einfach, aber sehr effizient war. Für die Produktion des gesamten Films benötigten wir lediglich 21 Tage, was extrem wenig ist. Wenn ich überlege, war ich insgesamt länger in Quarantäne als am Set für diesen Film (lacht).

Rebel Wilson und Charlotte Gainsbourg

Wie würden Sie die Quintessenz des Films in einem Satz zusammenfassen?

Rebel (überlegt): brain break and heart break.

Stichpunkt Überwindung eigener Grenzen: Rebel, Sie haben kürzlich ihre Beziehung zu Modedesignerin Ramona Agruma öffentlich gemacht und sich damit geoutet. Sie sagten selbst, es sei für Sie eine schwierige Situation gewesen. Weshalb haben Sie sich trotzdem dafür entschieden? Und wie haben Sie diesen Schritt persönlich erlebt?

Rebel: Die Schwierigkeit lag für mich einzig darin, dass ich von einem australischen Journalisten praktisch dazu genötigt wurde, meine neue Beziehung öffentlich zu machen. Normalerweise hat man für so etwas ein eigenes Timing. Man erzählt es erstmal der Familie und den engsten Freunden, und ich war dabei, genau das zu tun. Dann kam dieser Journalist, und der Druck war enorm. Er wollte die Geschichte innerhalb kürzester Zeit bringen, was ich als sehr unfair empfand. Ich war plötzlich mit so einer Situation konfrontiert, mit der ich nicht gerechnet habe. Und genau da war das Problem, nicht die Beziehung oder das Coming-out an sich. Ich bin sehr stolz darauf und keinesfalls beschämt. Aber wir wollten es machen, wenn wir beide bereit dazu sind.

Charlotte, Sie kämpfen in der Geschichte um die Genesung Ihrer hirntraumaversehrten Partnerin und damit auch um Ihre Beziehung. Haben Sie durch den Film eine neue Sicht auf die Liebe bekommen?

Charlotte: Nicht wirklich eine neue Perspektive, aber es gab mir einen Einblick, wie es ist, mit jemandem zusammen zu sein, der dich plötzlich nicht mehr erkennt. Man muss aus einer Beziehung aussteigen ohne einen anderen Grund als den des Gedächtnisverlustes. Das kann man nur schwer begreifen. Dieser Aspekt bzw. diese Perspektive war sehr neu. Aber nicht der der Liebe.

«The Almond and the Seahorse»

Was bedeutet Liebe für Sie in einem Wort?

Rebel: Love is love.

Wir leben in herausfordernden Zeiten, viele Menschen leiden unter enormen Zukunftsängsten. Wie erleben Sie das? Und wie haben die aktuellen Vorkommnisse (Pandemie, Krieg in Europa etc.) Sie persönlich geprägt?

Rebel: Ich verfolge die Nachrichten täglich und sehr genau. Ich bin unglaublich dankbar und gesegnet in einer privilegierten Position zu sein. Die Bilder aus der Ukraine sind sehr bewegend und ich denke an all die Menschen dort, die dieser schrecklichen Situation ausgeliefert sind. Auch die Inflation und die Rezession, die viele Länder derzeit betrifft, sind schrecklich. Ich selber komme aus einer einfachen Familie und weiss, wie verheerend solche Ereignisse sein können. Hoffentlich ist wenigstens die Pandemie beendet. Man wünscht sich einfach, dass die Welt wieder in die Normalität findet. Und das lieber früher als später.

Charlotte: Ich kann dem nicht mehr viel hinzufügen. Es passieren derzeit so viele Krisen gleichzeitig. Ich denke da auch an die Klimakrise. Und vieles betrifft vor allem unsere Kinder. Ich habe eine 11-jährige Tochter. Sie realisiert bereits sehr klar, was alles auf der Welt passiert. Ich habe es als schwierig empfunden, ihnen die jetzige Welt und all die Geschehnisse zu erklären. Man empfindet oft alles sehr düster. Auch die momentanen Wahlen in Italien, die die extrem Rechten gewonnen haben; sind schmerzhaft. Und dann schaue ich auf die mutigen Frauen in der Ukraine, in Russland und im Iran; sie sind ein Beispiel dafür, was wir alle tun sollten. Ich lebe ein sehr schönes Leben im chicen Paris und muss nicht mal annähernd solche Schwierigkeiten bewältigen. Aber diese Schicksale sind bewegend.

Sie sind beide seit langer Zeit enorm erfolgreich. Wer kommt Ihnen selber in den Sinn, wenn Sie das Wort Erfolg hören?

Rebel: Ganz klar Charlotte. Sie wird hier am Zurich Film Festival zurecht mit dem Golden Eye Award ausgezeichnet. Ich habe so viele Filme mit ihr gesehen und sie immer bewundert.

Charlotte: Rebel spielt für mich in einer ganz anderen Liga. Wenn du in Australien und Amerika so gross bist ist das in meinen Augen eine ganz andere Geschichte als bei mir. Ich lebe in einem kleinen Land mit einer kleinen Filmindustrie. Das ist nicht das Gleiche. Die Messlatte ist eine andere.

Rebel: Ok, aber abgesehen von uns.
Charlotte: Meine Tochter, die gerade in diesem Moment des Interviews einen Mathe- und Geschichtstest schreibt. Sie wird in Zukunft ganz bestimmt erfolgreich.

Rebel: Für mich ist ganz klar auch das Empowerment vieler Fauen in der Politik ein grosser Erfolg. In England ist wieder eine Frau an der Spitze, ebenso in Neuseeland. Das war ein langer Weg, der jetzt endlich sichtbare Erfolge zeigt.

Ihr grösster Wunsch für die Zukunft?

Charlotte: Einfach so weitermachen und weiterhin die Möglichkeit haben, aufregende Projekte zu realisieren.

Rebel: Ich würde wahnsinnig gerne irgendwann für einen Oscar nominiert werden, das wäre unglaublich. Als ich 18 Jahre alt war, hatte ich die Vision, dass ich einmal einen Oscar erhalte. Deshalb habe ich überhaupt mit der Schauspielerei angefangen. Das war vorher nie geplant. Zudem führe ich nächstes Jahr erstmals selber Regie, womit sich bereits ein grosser Wunsch erfüllt. Auf persönlicher Ebene wünsche ich mir Frieden und Respekt für alle Menschen.


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